Die Faszie – Mythos oder verkanntes Wunderwerk?
Immer häufiger hören wir etwas über Faszien, ihre neu entdeckte Bedeutung und wie wichtig Bewegung für sie ist.
Doch was genau ist das? Was kann sie und wofür ist sie gut? Schauen wir uns dieses faszinierende Gewebe einmal etwas genauer an.
Die Faszie ist eine dünne Faser, die wie ein Netz sämtliche Strukturen unseres Körpers umhüllen. Vereinfacht kann man sagen, dass Faszien das ist, was wir allgemein als Bindegewebe bezeichnen.
Das Bindegewebe wurde jahrzehntelang als weitgehend funktionsloser Füllstoff abgetan, der keine weitere Aufgabe hat, als die Strukturen des Körpers in Form und am richtigen Platz zu halten sowie die Zwischenräume auszukleiden. Aus diesem Grund findet man auf anatomischen Zeichnungen meistens nichts vom Bindegewebe.
Die Faszie als Multitalent
Die Faszie bilden somit ein feines Geflecht aus Fasern, welches grösstenteils aus Kollagen und Elastin bestehen und bildlich gesprochen mit ihren kleinen Gummiseilen wie eine feinmaschige Strumpfhose die entsprechende Körperstruktur umhüllen und schützen. Man kann sich die Faszie auch als ein dichtes, dreidimensionales aus zig Fädchen gewobenes Spinnennetz vorstellen. Spezialisierte Zellen bauen wie Spinnen ununterbrochen an diesem Netz. Sie ziehen neue Fäden, verbinden Fäden und bauen alte Fäden ab. Und all diese, nennen wir es Baumassnahmen, werden vor allem durch eins ausgelöst: Durch die Art und Weise, wie wir uns bewegen oder eben auch nicht.
Faszien stützen und formen den Körper und verbinden als Netzwerk sämtliche Körperstrukturen, ja sogar Zellen, miteinander. Heute weiss man, dass die Faszie als eingenständiges Organ mit unzähligen Nervenendigungen, Schmerrezeptoren und Bewegungssensoren versehen ist. Damit schicken die Faszien wichtige Informationen über Bewegungen und Organfunktionen ans Gehirn. Weisen diese Informationen auf Bedrohungen hin, projiziert das Gehirn entsprechend Alarmschmerzen, die uns davon abhalten, schädigende Bewegungen durchzuführen.
Die Faszien können sich auch selbständig zusammenziehen und darüber hinaus übernehmen sie die Kraftübertragung von Muskel zu Muskel. Sie sind quasi dafür verantwortlich, dass die Muskeln miteinander kooperieren und so reibungslos funktionieren.
Bewegung, Bewegung, Bewegung……
Faszien brauchen Bewegung! Mangelnde oder einseitige Bewegung lassen die Faszien mit der Zeit unflexibel werden. Nur wenn sie regelmässig gestreckt und bestenfalls einmal täglich in ihre maximale Länge gezogen werden, bleiben sie locker.
Wenn dies fehlt, versteifen die kollagenen Fasern, sie werden kürzer, verfilzen und verdicken. Sie umschliessen die Muskeln, Nerven, Bänder, Kapseln, was teils dazu führt, dass sie sich nicht mehr ausdehnen und bewegen können. Schmerzen, einschränkende Beweglichkeit und Verschliess in den Gelenken sind nur eine der Folgen.
Und wie bekommt man Bewegung in die Faszien? Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Faszienrollmassage oder FaYo, das Faszien-Yoga.
Wichtig dabei ist die Regelmässigkeit, denn dadurch werden die gestauten Ablagerungen in Bewegung gebracht und der Fluss im Bindegewebe angeregt. So bleiben die Faszien dauerhaft elastisch. Hier ist es wichtig, dass jeder selbst für sich herausfindet, was ihm am besten liegt.